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"Niemand hat die Absicht ein Matriarchat zu errichten“

Buchkritik von Sophie Rohé (BPW München)

Belustigt, verwirrt, gefesselt, gelangweilt, verdutzt – das Buch „Niemand hat die Absicht ein Matriarchat zu errichten“ der Herausgeberinnen Ella Carina Werner und Katinka Buddenkotte, erschienen im kleinen Berliner Satyr-Verlag, lässt die Leser*in mit mannigfaltigen Gefühlen zurück. Das liegt zum einen an der heterogenen Ausgestaltung der Anthologie, die Texte verschiedener Qualität, Länge und Zielrichtung vereint. 
Dieses vage Gesamtpaket fällt bereits beim Titel ins Auge: Der Titel nimmt Referenz auf die Aussage des SED-Chefs Walter Ulbricht im Juni 1961 „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“, die kaum zwei Monate danach von der Realität überholt wurde. Impliziert diese sprachliche Referenz demnach, dass ein Matriarchat eben doch das ausdrückliche Ziel der Herausgeberinnen und Autorinnen ist? Oder spielen sie lediglich mit dieser imaginierten Parallelität, um allen Leser*innen ein Schmunzeln zu entlocken, bevor der erste Textbeitrag aufgeblättert ist? 
So oder so zeigt schon dieser Aspekt, dass sich die Textsammlung in einem (be)deutungsschwangeren Diskurs bewegt, die reinen Textgenuss teils überlagern kann. Wer dies beiseite schiebt und in die Cartoons, Gedichte und Kurzgeschichten eintaucht, findet einige unterhaltsame Spaßmacher mit fundiertem gesellschaftskritischem Ansatz wie Franziska Wilhelms „Bitch sein“, aber auch Beiträge, die zwischen skurriler Satire und absurdem Klamauk schwanken und damit dem scheinbaren Anspruch des Gesamtwerks nicht gerecht werden können. Somit kann die Anthologie den Beweis, dass es viele lustige Frauen gibt (Carolin Kebekus), nicht wirklich antreten. Ob es dafür der Buchform bedarf, sei dahingestellt. Ein Lichtblick ist in jedem Fall die Rezeption des Werks, das ausschließlich weibliche Schreiberinnen zu Wort kommen lässt: „Niemand hat die Absicht ein Matriarchat zu errichten“